Beteiligung und Demokratiebildung

Kinder lernen demokratisches Denken und Handeln von klein auf, wenn sie es aktiv erleben. Dazu bedarf es der Unterstützung durch Erwachsene, die den Kindern bei der Entwicklung der notwendigen Fähigkeiten helfen. Kinder lernen Demokratie, wenn sie ihre eigene Lebenswelt gestalten und mitbestimmen, in ihrer Eigenverantwortung gestärkt werden und ihre Gemeinschaftsfähigkeit entwickeln können. Um Selbstwirksamkeit zu erleben und zu lernen, ihre Bedürfnisse wahrzunehmen, sich für ihre Interessen einzusetzen und Empathie zu entwickeln, benötigen sie frühzeitige Anerkennung sowie Möglichkeiten zur Teilhabe und Mitbestimmung. Weitere Informationen finden Sie im Fachartikel "Die Kinderstube der Demokratie - Partizipation in Kindertagesstätten".

Rechtliche Grundlagen

Beteiligung im Pädagogischen Alltag

Beteiligung sollte kein pädagogisches Projekt sein, sondern im Alltag gelebt werden. Weiterführende Informationen zur pädagogischen Arbeit in Bezug auf Partizipation gibt der Fachartikel "Politische Bildung im Kindergarten – theoretisch und praktisch". Nachfolgend finden Sie zusammengefasst Kriterien, die eine Beteiligung im pädagogischen Alltag gewährleisten können:

  • Verbindlichkeit: Was vereinbart ist, muss gelten. Kinder werden die Sinnhaftigkeit von
    Demokratie vor allem an der Gültigkeit und Wirksamkeit ihrer Mitwirkung ermessen.
  • Ernstcharakter: Kinder werden mit ihren Lösungsvorschlägen und Ideen ernst genommen und ihnen werden Entscheidungen überlassen, auch wenn sie nicht denen der Erwachsenen entsprechen. Kinder werden nur gefragt, wenn es auch etwas zu entscheiden gibt und die Entscheidung nicht schon vorher feststeht.
  • Verlässlichkeit und Berechenbarkeit: Was entschieden wurde, gilt. Kinder wissen verlässlich, wann sie beteiligt werden und wann nicht, dies wechselt nicht von Tag zu Tag.
  • Respekt und Augenhöhe: Kinder werden als Expert*innen für ihre eigenen Bedürfnisse ernst genommen und Erwachsene zeigen Interesse für das Kind.
  • Unterstützung: Hier gilt, so viel Hilfe von Erwachsenen bei der Entscheidungsfindung wie nötig und so wenig wie möglich.
  • Freiwilligkeit: Entscheidungen werden nicht erzwungen, Kinder haben das Recht, sich nicht zu beteiligen.

Die Broschüre "Wege zur WillkommensKITA - Arbeitsmaterialien für die Kita- und Hort-Praxis" enthält u.a. Fragen zur Reflexion, inwiefern Beteiligung von Kindern in der Einrichtung stattfindet.

  • Welche Entscheidungen in Kita oder Hort sind kinderbeteiligungsrelevant?
  • Woran beteiligen sich die Kinder in der Einrichtung und woran nicht? Mit welcher
    pädagogischen Begründung beteiligen Pädagog*innen die Kinder, oder auch nicht?
  • Werden die Kinder an der Gestaltung des pädagogischen Alltags beteiligt und treffen
    sie Entscheidungen für sich und die Gemeinschaft?
  • Welche Barrieren und Hemmnisse, die eine Teilhabe der Kinder am Alltag erschweren,
    können in der Einrichtung identifiziert werden? Welche alternativen Abläufe, Rituale und Regeln
    sind möglich?
  • Wie werden Kinder einbezogen, die sich sprachlich nicht so gut ausdrücken können?

Beteiligung von Kindern unter drei Jahren

Partizipation ist keine Frage des Alters der Kinder, sondern eine Frage der Haltung der
Erwachsenen. Kindern unter drei Jahren fällt es schwer, Planungen von Zukunft sprachlich auszudrücken und zusätzlich können sie sich diese Zukunft nicht vorstellen und die damit verbundenen
Bedürfnisse ableiten. Beteiligungsmöglichkeiten sollten sich in diesem Alter daher auf
Handlungen im Hier und Jetzt beziehen. (Quelle: Bischof-Köhler: Theory of Mind, Zeitverständnis und Handlungsorganisation 2000.)

Eine Beteiligung von Kindern unter drei Jahren meint die Beteiligung in allen die Kinder betreffenden
Alltagssituationen wie Essen, Schlafen oder die Wahl des Spielortes. Dabei ist zu berücksichtigen:

  • Handlungen anzukündigen, nach Zustimmung zu fragen und Zustimmung abzuwarten.
  • den Kindern Zeit und Raum zu geben, Dinge allein oder später zu tun.
  • Begründungen für das eigene Handeln zu finden.
  • die Bereitschaft von Pädagog*innen, Abläufe zu unterbrechen und sich kurzfristig auf neue Situationen einzustellen.
  • Regeln und Rituale zu integrieren, in denen Kinder zur Mitwirkung aufgefordert werden und diese vorhersehbar zu machen.

(Quelle: Demokratische Partizipation von Kindern/ R. Knauer/B. Sturzenhecker (Hrsg.) /Beltz/2016“ Mitentscheiden und Mithandeln/ R. Hansen/ R. Knauer/ Verlag BertelsmannStiftung/2016.)

Literaturempfehlungen zum Thema Beteiligung von Kindern unter drei Jahren:

Beschwerdemanagement

Kinder äußern ihre Unzufriedenheit nicht nur verbal, sondern auch durch ihr Verhalten, indem sie sich zurückziehen, verweigern, weinen oder wütend werden. Wenn Kinder sich beschweren, geben sie Fachkräften wertvolle Rückmeldungen. Wird auf sie eingegangen, können sie das Selbstbewusstsein der Kinder durch Selbstwirksamkeitserfahrungen stärken.

Folgende Fragen können beim Blick auf das Beschwerdemanagement in einer Einrichtung Orientierung geben:

  • Welche Beschwerdemöglichkeiten und -formen gibt es?
  • Wie bringen Kinder ihre Beschwerden zum Ausdruck?
  • Wie können Kinder dazu angeregt werden, sich zu beschweren?
  • Wie werden Beschwerden der Kinder dokumentiert?
  • Kann die Beschwerde in der konkreten Situation gelöst werden, betrifft es nur einzelne
    Kinder oder geht es die ganze Kita an?
  • Wie wird der Respekt den Kindern gegenüber im gesamten Verfahren der Beschwerde zum
    Ausdruck gebracht?
  • Gibt es eine Rückmeldung an die Kinder, wie mit der Beschwerde um gegangen wird?
  • Wie geht das Team mit Beschwerden um? Wer ist zuständig?

Literaturempfehlungen zum Thema Beschwerdemanagement in Kitas:

Materialien & Broschüren

Institutionen in Sachsen und bundesweit

Der Text zum Themenfeld "Beteiligung und Demokratiebildung" entstand in Zusammenarbeit des Sächsischen Kita-Bildungsservers mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Seit mehr als 20 Jahren setzt die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung in Sachsen unterschiedliche Programme zum Thema Beteiligung und Demokratiebildung um. Zielgruppen sind dabei die Erwachsenen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten sowie die Kinder- und Jugendlichen selbst.

Weitere Artikel zu diesem Thema auf dem Kita-Bildungsserver

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Letzte Aktualisierung: 02.05.2023